Ein Container mit einem Traktor, umfangreichem Zubehör und Material für den Schulbetrieb ist auf dem Weg nach Maziamu, einer Ansiedlung in der Dem. Rep. Kongo.
Wir freuen uns über jede Spende, die hilft, die unerwartet hohen Kosten für die Einfuhr der in den Kongo geschickten Gerätschaften und den Transportaufwendungen aufzufangen.
Konto: KSK Köln
Kirchengemeindeverband Frechen
DE06 3705 0299 0181 0030 81
Verwendungszweck: Ein Traktor für Maziamu
Bitte geben Sie bei Online-Überweisungen Ihre Anschrift an!
Kaplan Albert Kikalulu möchte sich bei allen Spendern persönlich bedanken.
Geben Sie bitte auch an, ob Sie einen Spendennachweis wünschen.
Bis 300€ reicht auch ein einfacher Einzahlungs- oder Überweisungsbeleg zur Steuererklärung!
Donnerstag 26. Juni
Letzte Nacht, letzter Tag im Kongo! Ein langer Tag wartet auf uns. Der Flug geht erst heute Abend, daher wie an jedem Morgen frühes Aufstehen und dann geduldiges Warten, wie es weitergeht. Wie auch immer Albert es wieder gelungen ist, er hat von einer Frauenkongregation sich für heute einen Geländewagen mieten können. Damit wird es kein Problem sein, unsere 3 Koffer mit unseren persönlichen Sachen zu transportieren und uns pünktlich zum Flughafen zu bringen. Anstelle des Zweitkoffers der Hinreise, sind nun noch 3 große Frischhalteboxen mit Lebensmittel der verschiedenen Art mitzunehmen. Alberts Schwester Lina und Jeanpy, der Bauingenieur der Schule (wohnt und arbeitet in Kinshasa) sind heute Morgen beim Packen behilflich und werden uns auch den ganzen Tag begleiten. Nicht alles, was Albert mitnehmen möchte, passt in das zur Verfügung stehende Gepäck. Daher muss er doch noch schweren Herzens einiges zurücklassen, wozu einer der Koffer dient, die wir auf der Hinreise zum Hierlassen mitgebracht hatten.
Die erste Station ist heute ein Büro von Brussels Airlines. Hier haben wir die Möglichkeit schon vormittags unser Gepäck aufzugeben. Zunächst kontrollieren wir das Gewicht unserer Koffer und müssen aus Franks Koffer Teile in meinen umpacken und dann passt es mit den 23kg je Koffer. Schwieriger ist es mit den Boxen und den Lebensmittel. Hier ist eine Box viel zu schwer. Beim dann folgenden Umsortieren wird schwereres Obst mit leichterem getrocknetem Fisch (leider nicht verpackt) und Beutel mit verschiedenen Gewürzen und Gemüsesorten wie Manjokblätter oder Fumbwa, sowie Bohnen, Erdnüssen und andere Köstlichkeiten zum Gewichtsausgleich den 3 Boxen zugeordnet. Bei einer Box lässt sich trotz drücken und rütteln der Deckel nicht mehr schließen. Aber, da alles gleich mit Stretchfolie eingewickelt wird, ist der Deckel dann im Verbund mit dem Behälter gesichert (s. Bildergalerie). Leider bekommt das Umsortieren und das Pressen des Deckels auf den Inhalt dem Obst nicht so gut, so dass am nächsten Tag beim Auspacken das Obst leider, leider kaum mehr zu genießen war. Bevor das Gepäck aufgegeben wird, erfolgt noch eine Kontrolle und die schöne Ordnung und Sortierung im Koffer ist dahin. Aber da müssen wir nun durch. Einzigartig ist dann zum Schluss noch eine Gebühr für die Nutzung des Flughafens von Kinshasa in Höhe von 50USD je Person, die wir an einem Schalter entrichten müssen, sonst kommen wir heute Abend nicht durch die Kontrollen!
Nachdem wir dieses Thema erledigt haben, fahren wir noch zu Verkaufsständen, in denen Kunsthandwerk gefertigt und verkauft wird. Neben vielen verschiedenen Angeboten überwiegen Flechtarbeiten, ob als kleiner Korb oder auch als Korbsessel finden sich interessante Dinge, die aber jetzt zu sperrig sind, um im Handgepäck (unsere Koffer sind ja schon aufgegeben) mitnehmen zu können.
Wir fahren nun einmal quer durch Kinshasa. Im eigentlichen Stadtgebiet leben rund 15 Mio. Einwohner und zählt man die angrenzenden Stadtteile noch hinzu rund 17,5Mio. Damit zählt Kinshasa zu den größten Städten Afrikas. Die Metropolregion hat eine Flächenausdehnung von rund 10.000km² (Quelle: Wikipedia). So ist zu erklären, warum es im dichten Verkehr ratsam ist, sich früh genug auf den Weg in Richtung Flughafen zu machen. Aber auch heute hat Albert wieder an alles gedacht. Er hatte uns am Tag vorher von 2 Damen berichtet, die am Stadtrand von Kinshasa ein Haus gekauft hätten, dieses aber nur für wenige Wochen im Jahr - praktisch als Ferienhaus – nutzen. Die Damen hatten Albert gebeten, wenn es ihm möglich sei, doch mal nach dem Haus zu sehen. Da es von der asphaltierten Straße zu dem betreffenden Haus nur eine Straße mit tiefgründigem Sand gab, traute sich unser Fahrer - trotz Allrad – nicht den Weg zu nehmen. So marschieren wir also zu Fuß den ca. 1,5km langen Weg und nehmen eine Reihe von Abzweigungen, bis wir das stattliche Haus erreichen. Welch eine Überraschung, und wie sind Alberts Schwester Lina, sein Schwager Emil und eine Bekannte von Lena so schnell und vor uns hier hingekommen? Natürlich mit einem Motorradtaxi! Lena hat wieder ein leckeres Mittagessen zubereitet und mitgebracht (s. Bildergalerie). Auch kühles Bier hat Albert bestellt und so können wir nicht nur den Hunger sondern auch den Durst löschen😋. Das Haus der beiden Damen wird von einem Angehörigen verwaltet und gepflegt. Alles ist gut in “Schuss“ und der Garten blüht in bunten Farben.
Nachdem wir uns gestärkt haben, geht es den gleichen Weg bis zur befestigten Straße wieder zurück.
Es ist Nachmittag geworden und so danken wir dem Verwalterehepaar für die Gastfreundschaft und verabschieden uns von Alberts Schwager Emil. Lina und Jeanpy begleiten uns dann noch zum Flughafen, den wir noch im Hellen erreichen. Ich bin erstaunt, dass der Flughafen allenfalls die Größe hat, wie bei uns ein kleiner Provinzflughafen, wie Weeze oder Münster. Die internationale Mobilität der Kongolesen ist demzufolge nicht sehr ausgeprägt. Wir brauchen nun keine Koffer mehr aufzugeben, sondern können direkt zur Passagier- und Handgepäckkontrolle. Während ich und mein Handgepäck problemlos durchgewunken werde, bleibt Frank eine Durchsuchung seines Rucksacks nicht erspart. Die Kontrolleure fischen eine Schmuckholztasse und ein weiteres geschnitztes Kunstwerk heraus. Wir können nicht glauben, mit welcher Begründung diese Teile angeblich nicht ins Handgepäck dürfen. Trotz Alberts Intervention, dass dies Dankgeschenke für die soziale Arbeit von Frank für die Projekte in Maziamu seien, werden die beiden Teile konfisziert. Für den Kontrolleur war die Erwartungshaltung, dass ein Geldschein in seinen Besitz kommt. So beobachten wir es bei anderen Passagieren, was eine kleine Handreichung bewirkt. Übrigens, die Begründung für das Einziehen war, dass die Tasse und die Figur als Tatwaffe missbraucht werden könnten.
Wir haben nun reichlich Zeit im Wartebereich bis zur boarding time. Während ich mich dem Reisebericht widme sitzt neben mir ein Kongolese, der Filmchen laut auf seinem Handy verfolgt. Da es mich mit der Zeit stört, folge ich Frank und Albert in einen Kaffeebereich, die sich mit einem Kaffee stärken.
Unerwartet wird Albert plötzlich von einem Kongolesen angesprochen. Die beiden kennen sich gut und ich kann mich schwach erinnern, ihn und seine Frau mit 2 Kindern auch schon mal bei uns vor einiger Zeit zu Besuch gehabt zu haben. Es ist Prof. Dr. Junior Manzana, der als Juradozent in Würzburg arbeitet und zusätzlich hier im Kongo als Dekan in einer größeren Stadt und zusätzlich in Kikwit als Administrator engagiert ist. Albert berichtet ihm gerade zu welchem Anlass wir unsere Reise unternommen haben, als er darauf hinweist, dass 2 Tische weiter der deutsche Botschafter im Kongo sitze. Wir zögern erst noch ihn anzusprechen, aber Albert geht forsch auf ihn zu und fragt höfflich, ob wir ihn stören dürften. Aufgrund seiner Arbeit aus Deutschland heraus zur Unterstützung im Kongo hatte Prof. Manzana schon häufiger Kontakt mit ihm und ist damit dem Botschafter Ingo Herbert vertraut. Wir erklären dem Botschafter den Grund unseres Besuches und er ist sehr interessiert von solchen Projekten zu erfahren. Es gäbe nicht viele vergleichbare Projekte hier im Kongo, daher schätze er unser Engagement etwas zu tun für die Menschen im Kongo. Wir berichten ihm, von den Schwierigkeiten mit der Bezahlung der Lehrer in Maziamu, die eigentlich staatlich übernommen werden müsste. Auch unser Probleme mit der Einfuhr unseres Containers sprechen wir an. Eine 4-monatige Abwicklungszeit und die vollkommen überhöhten Einfuhrgebühren behindern die Bereitschaft derartige soziale Projekte zum Wohle der Menschen im Kongo anzugehen. Botschafter Herbert sind derartige Probleme bekannt und er berichtet von einem Schulprojekt einer deutschen Ärztin, die bei der Einfuhr von benutzten Schulmöbeln eine unerwartete finanzielle Hürde nehmen musste. Botschafter Herbert hört unseren Berichten aufmerksam zu und gibt uns seine Visitenkarte. Gerne dürften wir uns mit ihm bei Schwierigkeiten in Verbindung setzen und er sei auch weiterhin an unserem Projekt interessiert. Ob er immer helfen könne sei ungewiss, denn selbst die Verwaltung der Botschaft habe bei Lieferungen aus Deutschland zu kämpfen. Wir bedanken uns bei ihm für seine Gesprächsbereitschaft und er erklärt, er könne sich ja auch in die VIP- oder Diplomaten Lounge verkriechen, aber die Kontakte im Wartebereich seien ihm wichtig. So stellt er sich auch ganz normal in die Wartereihe zur Boarding Kontrolle an und Albert hat so die Möglichkeit in der parallel anstehenden 2. Reihe noch eine ganze Zeit sichmit ihm auszutauschen.
Nur mit geringer Verspätung hebt unser Airbus in Kinshasa ab und landet nach etwas mehr als 8 Stunden Flugzeit, ohne große Probleme in Brüssel. Relativ schnell haben wir dann auch unser Gepäck und Roland, bei dem wir bei der Hinreise hier in Brüssel übernachtet hatten, steht schon bereit, um uns abzuholen und uns zu unserem geparkten Auto in seinem Garten zu fahren. Roland, der viele Jahre in Feshi gelebt und für die Robert Maistriau Stiftung gearbeitet hat und heute der Vorstandsvorsitzende der Stiftung ist, freut sich unsere Eindrücke zu erfahren und natürlich geben wir gerne einen kurzen Bericht zu dem was wir rund um Feshi wahrgenommen haben. Die Geschichte vom Freiheitskämpfer Robert Maistriau, der in der NS Zeit Juden gerettet hat, ist so interessant, dass ich es noch im Bericht vom 9. Juni ergänzen werde (sobald der Beitrag überarbeitet ist, gebe ich über Status einen Hinweis!). Schon am Abend vor unserem Abflug hatte Roland uns die Geschichte erzählt, die ich da aber noch nicht mit unserem Reiseziel in Verbindung bringen konnte.
Wir verabschieden uns von Roland und kommen gegen Mittag ohne große Verkehrsbehinderungen wieder zu Hause an.
Ein komisches Gefühl ist es, wenn man im Verkehrsgeschehen mitrollen kann ohne ständig angehupt zu werden und ohne konzentriert nach tiefen Schlaglöchern suchen zu müssen😏😉😊!
Mittwoch 25. Juni
Mit einem leckeren Frühstück, zu dem wir als Zugabe auch Omelett und eine niederländische Erdbeermarmelade auf dem Frühstückstisch vorfinden, starten wir heute in den Tag. Wie immer kommt Albert erst später hinzu. Heute musste er einen Ersatz für unsere Fahrten hier in Kinshasa organisieren. Remy haben wir gestern Abend verabschieden müssen, da er zurück nach Kikwit musste, weil er dort für Fahrten wegen einer anstehenden Feier gebraucht wird.
Heute geht es mit einem normalen Kleinwagen los und wir stürzen uns wieder in das übliche Verkehrschaos. Wir landen in einer unbefestigten, verschmutzten Seitengasse. Doch als sich ein Tor öffnet, kommen wir in einen gepflegten Innenhof und hier erwartet uns Alberts Schwester Lena. Sie arbeitet als Lehrerin und Erzieherin in einem Waisenhaus. Sie erläutert das Konzept des Hauses, das auch verhaltensgestörten Kindern ein Zuhause geben möchte. Der Leiter der Einrichtung heißt uns Willkommen und erklärt den Kindern, warum wir sie besuchen. Die älteren Kinder sind neugierig auf uns, während die kleineren Kinder etwas verängstigt sind. Nachdem wir eine kleine Spende übergeben haben, verabschieden wir uns wieder, um den Tagesablauf nicht allzusehr zu stören.
Weiter geht es und Albert muss mehrfach bei Passanten rückfragen, um den richtigen Weg und das gesuchte Haus zu finden. Wir machen Halt vor einem großen Haus, in dem wir von einer Frau empfangen werden, die Albert in Bonn kennengelernt hat. Die Dame war vor etwa 3 Jahren in Deutschland zu einem Besuch und wurde schwer krank. Über eine Bekannte von Albert wurde ein Kontakt mit der Dame hergestellt, als sie im Krankenhaus lag. Albert hat sich dann sehr um sie gekümmert und über eine Stiftung regeln können, dass es eine Unterstützung für die hohen Behandlungskosten gab. Ihr Mann - der uns ebenfalls begrüßt - war Hausarzt, jedoch kann er alters- und krankheitsbedingt nicht mehr praktizieren.
Bei einer weiteren Station lernen wir in einer Klosteranlage Professor Octave Kamwiziku kennen. Er ist Historiker und Sprachwissenschaftler. Nach der belgischen Kolonialzeit hat sich Französisch als Amtssprache gehalten. Eine der gebräuchlichsten einheimischen Sprachen für den Kongo ist Lingala (Flusssprache), die als Handelssprache sich entlang des Kongoflusses entwickelt hat. sie ist eine von 4 Amtssprachen. Alberts Familie unterhält sich in Lingala und die Gottesdienste zum Beispiel sind auch in dieser Heimatsprache. Darüber hinaus gibt es rund 200 verschiedene Dialekte, davon aber 40 Sprachen, einschließlich Pygmäensprache, die nicht der Bantusprachen wie Lingala, Kikongo oder Kituba entsprechen. Professor Kamwiziku hat mehrere Bücher zu verschiedenen Dialekten geschreiben und veröffentlicht, so auch Erzählungen und Gedichte. Zusammen mit Albert möchte er nun ein neues Buchprojekt starten, das in der Dialektsprache Kisoonde dann geschrieben werden soll. Professor Kamwiziku freut sich sehr über unseren Besuch und lädt uns trotz des nur kurzen Besuches auf ein Glas Whiskey als Aperitif ein, das wir gerne mit einem „À vôtre santé“ (als Gesundheitsvorsorge) annehmen.
Am Nachmittag freuen wir uns bei Alberts Nichte Juliana und ihrem Mann Clément eingeladen zu sein. Fast alle hier in Kinshasa lebenden Familienangehörigen sind gekommen, um von uns Abschied zu nehmen. Juliana mit ihrer Mutter Julie, Alberts älteste Schwester haben ein leckeres und vielfältiges Essen bereitet. In der Bildergalerie findet ihr das aufgebaute Buffet für euch zum Anschauen eingestellt. Gekocht wird auf einem kleinen Holzkohlenherd, natürlich im Freien. Ein kühles und leckeres Primus (einheimische Biersorte) und verschiedene nicht alkoholisierte Getränke sorgen für Abkühlung! Wie schon in Kikwit von den dort wohnenden Familienangehörigen, verabschieden wir uns mit großem Respekt und Dank für der Gastfreundschaft während der Tage, die wir in Kinshasa verbracht haben. Eine große und liebevolle Familie, die einem das Gefühl gibt, dazu zu gehören.
Für Albert sicher nicht einfach, auch, da er Abschied von seinem schwerkranken jüngsten Bruder nehmen muss.
Noch vor der beginnenden Dämmerung machen wir uns auf den Heimweg zur Unterkunft, da es mal wieder ans Packen geht. Jeder von uns hatte bei der Hinreise, neben seinem eigenen Koffer, einen 2. Koffer mit Geschenken, Schulmaterial und vieles mehr dabei. Für die Rückreise gab es für jeden von uns an Stelle des 2. Koffers eine große Frischhaltebox mitzunehmen. Was Albert genau mitgenommen hat, habe ich erst am nächsten Tag bei der Kontrolle zur Gepäckabgabe mitbekommen (verrate ich erst morgen😊). Ich hatte nur den Wunsch geäußert: geröstete Erdnüsse, kleine zuckersüße Bananen, eine Ananas und Mangos.
Den Tag beschließen wir, in dem wir in eine neben unserer Unterkunft mit lauter Musik lockenden Anlage gehen, in dem wir uns noch ein weiteres Bier, diesmal Tembo gönnen. Doch wir sind spät dran, denn die Musik wird abgestellt und die Gesten des Kellners deuten darauf hin, dass wir als letzte Gäste, den Feierabend nicht hinauszögern sollen.
Dienstag 24. Juni
Auch heute starten wir gemächlich in den Tag. Um wenige Besuche zu erledigen, verbringen wir zu viel Zeit im Auto sitzend im dichten Verkehr von Kinshasa, ohne zügig voranzukommen. Da kann es durchaus sein, dass man mal 15-20min. einfach nur steht, ohne dass es weitergeht (s. Video). In der Fotogalerie finden sich einige Schnappschüsse aus dem Auto. Unsere erste Anlaufstelle ist heute das Büro von Herrn Clément der Sektion Dem. Rep. Kongo vom l'Ordre Souverain de Malte (Internationaler Malteserorden). Obwohl wir von der Diözese Kikwit bereits eine Empfangsbestätigung über die Lieferung der beiden Container haben, möchte Albert sicherheitshalber noch eine vom Malteserorden. Herr Clément hat vor Ort die Einfuhrmaßnahmen und den Transport unserer Container organisiert. Zudem war es nur über den Malteserorden möglich, die Zollgebühren auf Basis eines sozialen Projektes zu verringern. Aber für diese Leistung mussten wir auch rd. 1.300USD für diese Unterstützung bezahlen. Jedoch war dies nichts im Vergleich zu den 15.000USD (Summe von 24 Einzelgebühren), die wir vollkommen unerwartet, für die Einfuhr und den Transport an die Fa. ConnexAfrika alleine für den großen Container zahlen mussten. In Verbindung mit einer Liegezeit von fast 4 Monaten in der Hafenstadt Matadi ein nicht zu beschreibendes Ärgernis, das uns viel Geduld abverlangt hat. Herr Clément erklärte hierzu, dass die Schwierigkeit in der Verschiedenheit des Containerinhaltes gelegen habe. Der Traktor mit Anhänger und den weiteren Gerätschaften werden von der Transportbehörde bearbeitet, während die anderen Teile in den Zuständigkeitsbereich einer anderen Stelle fallen. Dieses dann zusammenzubringen, habe die Verzögerung bewirkt. Auch, wenn wir unsere Enttäuschung über die Abwicklung zum Ausdruck brachten, Herr Clément sah keine andere Möglichkeit der Vorgehensweise und sah die Probleme ausschließlich bei den Behörden. Anmerkung: 2 Tage später wurden uns diese Schwierigkeiten in einem Gespräch mit dem deutschen Botschafter im Kongo Ingo Herbert bestätigt.
1855 kam das heutige Gebiet des Kongos in die Kolonialherrschaft des belgischen Königs Leopold II, der es auf grausamste Art und Weise beherrschte. Erst 1960 wurde es nach mehrjährigen innenpolitischen Konflikten unabhängig. Aber dann regierte Mobutu Sese Seko 32 Jahre lang das Land diktatorisch. 1997 wurde Mobutu von dem Rebellenchef Laurent-Désiré Kabila gestürzt, auf den ein weiterer Bürgerkrieg unter Einbeziehung anderer afrikanischer Staaten folgte. Erst 2002 wurde ein Friedensabkommen geschlossen, doch im Osten dauern die Kämpfe - auch wegen der reichen Bodenschätze - bis heute weiterhin an. Der derzeitige Präsident Félix Tshisekedi wurde 2018 zu einer 1. Amtszeit gewählt, wobei Unregelmäßigkeiten bei der Wahl nachgesagt wurden. Genauso auch 2024 als er sich zur 2. Amtszeit hat wählen lassen. Während unserer Reise haben wir die Menschen in einfachsten Verhältnissen leben sehen. Aber wir haben keine Anzeichen feststellen können, dass es Hunger gibt. Dennoch zählt der Staat, trotz oder gerade wegen seines Rohstoffreichtums, bedingt durch jahrzehntelange Ausbeutung, Korruption, jahrelange Kriege und ständige Bevölkerungszunahme, heute zu den ärmsten Ländern der Welt (Quellen: Wikepedia).
Nach dem Besuch im Büro von Herrn Clément stürzen wir uns wieder in das Verkehrschaos und kommen so in eine etwas ruhigere Gegend. Hier gibt es eine Unterkunft der Diözese Kikwit, in der Priester wohnen, die Albert noch während seiner Studien-, bzw. Arbeitszeit in Kikwit kennt. Wie schon bei unserer Ankunft besucht er einen Freund, dem als Diabetiker ein Bein amputiert werden musste (im Kongo eine häufigere Situation) und der nun in einer kleinen Zelle lebt und versorgt wird. Albert ist es wichtig, sich von diesem Freund vor dem Rückflug noch einmal zu verabschieden.
Auf dem Rückweg in unsere Unterkunft machen wir noch Halt bei einer Traktorenverkaufsstelle. Tolle Werbetafeln, aber auch Traktoren in verschiedenen Größen sind ausgestellt. Darüber hinaus gibt es auch Anbaugeräte. Dabei fällt mir ein Mähwerk auf, mit dem man das Gras der Savanne schneiden könnte und, entweder nachdem es abgetrocknet ist, in den Boden unterarbeitet, oder gibt es eine Möglichkeit, daraus Brennmaterial herzustellen? Egal wie, Hauptsache, um der üblichen Brandrodung entgegen zu wirken. Albert lässt sich verschiedene Traktorengrößen anbieten. Zunächst bestätigt der Verkäufer unsere Recherchen, dass es keinen Markt für Gebrauchttraktoren gibt, die immer unter der Hand weitergegeben werden. Ein Traktor in der Größenordnung, wie wir ihn für Maziamu vorbereitet haben, würde ca. 120.000USD kosten, allerdings mit Allrad und natürlich neu, jedoch ohne Frontlader! Ich schreibe dies, weil ich immer wieder gefragt worden bin, warum wir den Trecker nicht im Kongo direkt gekauft haben.
Zum Abschluss des Tages erwartet uns Alberts Schwester Lena mit ihren Kindern und bringt uns ein leckeres Mittag- bzw. Abendessen.
Montag 23. Juni
In einem Gästehaus der Congrégation des Missionnaires de Scheut ou CICM haben wir, wie bei der Ankunft, wieder Quartier genommen. Ein breites bequemes Bett mit einem großen Moskitonetz zum Schutz vor Plagegeister, eine Nasszelle und sogar eine Klimaanlage gibts. Diese mache ich aber nur an, wenn ich weg bin, damit der Raum abkühlt. Nur der Wasserdurchfluss ist mehr als mager! Vorsorglich steht ein halb gefüllter Eimer mit Wasser bereit. Ja, zum Glück! Wenn man die kalte Dusche anmacht, dann kommt gemächlich etwas Wasser, so dass man sich "bedröppelt" nassmachen kann. Dann seift man sich ein und dann, der wenige Druck ist nun auch noch weg, nur noch wenige Tropfen. Man kennt die Situation, eingeseift und kein Wasser mehr da. Den ganzen Eimer mit dem bevorrateten Wasser über sich zu schütten, ist nicht zweckmäßig. Also was mache ich? Eine leere Wasserflasche könnte für die nötige Dosierung sorgen. Aber die liegt in einem Abfalleimer, den ich wegen Obstschalen in den Flur vor die Türe gestellt habe. Eingeseift wie ich bin, gehe ich vorsichtig zur Türe, lausche mal, nichts zu hören, öffne leise das Schloss und die Türe, spingse nach draußen und schwupp angel ich eine Flasche aus dem Eimer. Türe wieder zu und wieder unter die Dusche. Hahn aufgedreht, weiterhin nur abgezählte Tropfen. Also Flasche im Vorratseimer gefüllt und dann die Befreiung von der Seife! So die Frische hält jetzt für ein paar Stunden. Zähne putzen machen wir nur mit gekauftem Wasser aus der Flasche.
Zum Frühstück geht es in einen Frühstücksraum im Paterre. Frank und ich sind immer zur vereinbarten Zeit oder auch früher da. Bei Albert kann es sich schon mal bis zu 1 Stunde verzögern, da er immer einiges zu organisieren hat. Ein weiterer kongolesischer Gast setzt sich zu uns an den Tisch und bemerkt, dass Frank und ich uns auf Deutsch unterhalten. Er spricht uns auf deutsch an und erklärt, dass er viele Jahre in Deutschland arbeitet. Er sei jetzt in Rente, habe 2 Monate Heimaturlaub gemacht, wollte zurück fliegen, aber sein Vater sei hochbetagt verstorben und würde in der nächsten Woche beerdigt. Daher habe er seinen Rückflug verschoben. Er habe in Mehlem, also praktisch gegenüber von Königswinter (Alberts erste Kaplanstelle) längere Zeit gearbeitet, auch in Brühl und zuletzt in Leverkusen. Wenn er zurückkommt, fängt er als Vikar noch einmal eine neue Stelle in einem Ortsteil von Viersen an.
Wir haben den Vormittag kein Programm und so kann ich weiter am Reisebericht schreiben. Gegen Mittag taucht nicht nur unser Fahrer Remy auf, sondern auch Alberts Nichte Elois und ihre Bekante Nakomie. Sie bringen ein leckeres Mittagessen mit und werden uns anschließend für den Rest des Tages auf unserer Besichtigungstour durch Kinshasa begleiten. Trotz Mittagszeit ist der Verkehr heftig und manchmal übertreibt Remy, wie er sich in alles herein drängt. Da es aber alle anderen Verkehrsteilnehmer genauso machen, kann man keinen Vorwurf machen. Nur um die Fußgänger ist mir angst und bange!
Unser erstes Ziel ist der Fluss Kongo. Wir parken an einer Uferstraße und können durch ein terrassiertes Restaurant bis ans Ufer gehen. So wild und ungezügelt wie das Land Kongo, so ist auch der gleichnamige Fluss. Und wir sind überwältigt. Der Kongo ist kein lieblich dahin fließender Fluss. Hier in Kinshasa ist er mehr als 2,5 mal so breit wie der Rhein in Köln und in der Flussmitte wild und reißend. Er ist zugleich der wasserreichste Fluss Afrikas und hat Tiefen von bis zu 250m. Mit 4.374 km ist er nach dem Nil der 2. längste Fluss Afrikas. Auf rd. 3.000km ist er auch beschiffbar und gleichzeitig auch Grenzfluss zwischen der Demokratischen Republik Kongo und der Republik Kongo (oder auch Kongo - Brazzaville). Somit sieht am am anderen Ufer in einem Dunstschleier die eigenständige Republik Kongo - Barazzaville. Ein mutiger Fischer manövriert sein Boot stehend sicher im Uferbereich (s. Video). Wir fahren noch an eine andre Stelle und entdecken kräftige und drahtige Männer, die aus dem roten Sandsteinufer mit Meißel und dickem Vorschlaghammer Steinbrocken herausbrechen. Ich beobachte einen Jugendlichen, der diese Brocken dann auf einen Vorratshaufen wirft. Aber auch Kinder sieht man, die mithelfen. Kinder und Jugendliche findet man im Straßenbild immer auch arbeitend vor. Kinder die vielleicht erst 6 oder 7 Jahre alt sind, gehen an Autos vorbei und versuchen z.B. gekühlte Getränke oder geröstete und in Folie eingeschweißte Bananenstücke zu verkaufen. Jugendliche schlängeln sich im dichten Straßenverkehr zwischen Autos und Motorradtaxis durch. Geschickt balancieren sie dabei die Flaschen sicher auf dem Kopf. Die warmen Luft kondensiert an den kalten Flaschen und so rutschen angenehm kühle Tropfen auf die Schulter der Verkäufer. Insbesondere bei den zahlreichen und im Inneren vollgestopften und stickigen Sprinterbussen nehmen die Mitfahrenden gerne mal eine Erfrischung entgegen.
Am Abend möchte uns Albert einen Kontrast zu dem lauten und dreckigem Kishasa bieten. Hierzu hat er auch mit Absicht seine Nichte Elois mit ihrer Bekannten Nakomie eingeladen. Wir gehen in die prachtvoll und nach westlichem Standard eingerichte Gartenanlage des Hotels "Fleuve Congo Hotel". Hier verkehren westliche Geschäftsleute und die bessere Gesellschaft aus Kinsahasa. An einigen Tischen um uns herum sitzen mehrere kräftige und gelangweilt aussehende Männer, alle in schwarzem Anzug und weißem Hemd vor einem Glas Bananen-Orangen Mix. Albert erklärt uns, dass es Bodygards von Regierungsmitgliedern seien. Demzufolge also im Hotel ein Treffen von hochrangigen Abgeordneten gibt. Wie auf ein Kommando stehen dann auf einmal alle diese Kerle auf, schlürfen noch schnell ihre Gäser mit dem Bananenmix leer und eilen die Treppe hoch ins Foyer des Hotels. Wir bleiben bei einer Flasche Bier, die wir uns gerade noch kostenmäßig hier so leisten können zurück und beobachten die übrigen Gäste. Hierbei fallen mir 2 sehr fein gekleidete Paare auf, die auf die Terasse kommen und zunächst an uns vorbei gehen in einen überdachten Bereich. Nach einiger Zeit kommen die beiden Männer wieder an uns vorbei und setzen sich an einen entfernteren Tisch und geben bei den Kellnern ihre Bestellungen auf. Die Frauen bleiben dann für sich. Scheinbar haben die beiden Männer etwas zu verhandeln, was die Frauen langweilen oder nicht für ihre Ohren gedacht sein könnte. In einem anderen Fall sehe ich eine hellhäutige Dame, die in ein Gespräch mit einem asiatischem Mann ist. Nach einer guten Zeit verabschiedet sich der Mann von ihr und kurz darauf kommt ein stattlicher, älterer Kongolese begrüßt die Dame mit den üblichen 3 Wangenberührungen und nimmt auf dem freigewordenen Stuhl Platz. Was wird hier wohl ausgehandelt? Im Stadtgebiet von Kinshasa war uns eine große mit Wellblechzaun abgesperrte Fläche aufgefallen, die mit einer großen Werbetafel auf ein chinesisches Projekt hinweist. Auch im Kongo, wie in vielen anderen afrikanischen Ländern sind die Chinesen aktiv und suchen ihre Geschäfte auszuweiten (s. Video).
Albert erklärt, dass er Mitglieder seiner Familie gelegentlich die bessere Seite von Kinshasa zeigt, um ihnen ein Gefühl zu geben, dass es sich lohnt, sich anzustrengen, um an einem besseren Kongo zu arbeiten. Ich denke, ein hehres Ziel und vielleicht eine Übervorderung für die jungen Menschen. Nach ca. 2 Stunden verlassen wir die Anlage, natürlich nicht ohne, dass Albert im Foyer auf einen ehemailgen Minister trifft, den er kennt. Albert, ein Mann mit Beziehungen und Netzwerk!
Abends essen wir die Reste vom Mittagessen und erfrischen uns - dank Albert - mit einem herrlich kühlen Nkoyi (Leopard), eine Flasche Bier, die hier 0,65l Füllung haben.
Sonntag 22.Juni
Frühes Aufstehen ist heute wieder angesagt. Der Koffer ist wieder schnell gepackt. Paul und Albert haben noch bis spät abends etliche Koffer und Kartons für die Reise nach Kinshasa zusammengestellt. Eine solche Fahrtmöglichkeit wird immer auch genutzt, um Transporte der Familienmitglieder in Kikwit bzw. Kinshasa auszutauschen. Eine Tasse Kaffee trinken Frank und ich noch in aller Gemütlichkeit. Als Frank aber die Brotkiste öffnet, entdecken wir winzig kleine Ameisen, die bereits Besitz von den Baguettestücken genommen haben. Auch diese Tierchen müssen leben und sind einfach früher auf den Beinen, als wir. Stattdessen noch eine 2. Tasse Nescafé und 2 von den leckeren kleinen Bananen.
Auch, wenn das Dach des Geländewagens gut gefüllt ist, kommt noch einiges mit in den Wagen. Aber diesmal haben 4 Personen nun mal etwas mehr Platz hinten drin. Die Abfahrt verzögert sich schon standardgemäß, aber dann geht es deutlich schneller als auf der Maziamuroute in Richtung Norden zurück nach Kinshasa. Auch, wenn das dörfliche Leben entlang der Strecke trubelig ist wie immer, ist der Verkehr am heutigen Sonntag doch etwas geringer und so kommen wir gut voran.
Nach etwa 60km machen wir einen kurzen Abstecher zu Alberts Freund, der als Priester und Arzt hier ein Krankenhaus leitet. Wir treffen Abdon Tumbi mitten im Gottesdienst an und werden in seiner Predigt der Gemeinde vorgestellt. Die Kirche ist eine nach allen Seiten offenes Gebäude und so geht eine frische Briese über die Menschen hinweg. Das Kirchenschiff ist gut gefüllt und auch außerhalb gibt es mehrere Gruppen, die dem Gottesdienst folgen.
Es geht weiter und der nächste Stopp ist dann - kurz nach Mittag, auf etwa halber Strecke - in einer etwas größeren Stadt. Wir setzen uns und holen das Frühstück und Mittagessen gleichzeitig nach. Wo im Kongo hat Albert keine Bekannten? Eine einzelne Dame und ein Ehepaar tauchen auf und werden uns, als Mitbewohner der Missionsstation Kinbongo in der Albert aufgewachsen ist, vorgestellt. Bevor wir zur Weiterfahrt einsteigen wollen, kommt zufällig noch ein Bekannter von Albert vorbei. Wie klein ist die Welt und wie vernetzt ist Albert hier im Kongo!?!
Als wir Kinshasa erreichen, fahren wir nicht direkt zu unserer Unterkunft, die wir bereits bei der Anreise genutzt haben, sondern biegen vorher in eine kleine und wie überall sehr ungepflegte Seitenstraße ab. Wir halten vor einem Tor und kommen zu einer weiteren Bekannten von Albert aus der Zeit von Kinbongo. Clementine gehört ebenfalls zu dem Freundeskreis aus der Missionsstation Kinbongo und bewirtet uns königlich. Sie hat einen sehr gepflegten Garten mit einem schmucken Haus, in dem aber zur Zeit Renovierungsarbeiten laufen. Für uns Gäste ist im Garten ein Tisch reich gedeckt. Es gibt einen Wasserspender um die Hände zu waschen. Sogar eine Flasche gut gekühltes Cidre und andere kühle Getränke lassen keine Wünsche offen. Einziger Nachteil ist, dass in der Nachbarschaft laute Musik mit einem dröhnenden Bass die Gespräche torpediert, aber dafür der Baulärm überlagert wird --> heute ist ja Sonntag!
Nach einer angemessenen Verweilzeit verabschieden und bedanken wir uns herzlich von Clementine für ihre Gastfreundschaft. Sie begleitet uns aber im Auto noch ein Stück bis zu ihrem Laden, der von ihrer Tochter während ihrer Abwesenheit geführt worden ist.
Nun geht es zurück zur Unterkunft, wo Lena, eine Schwester von Albert bereits auf uns wartet. Sie hat, wie sollte es anders sein, ein komplettes Abendessen für uns gekocht und mit dabei. Auch, wenn es uns unangenehm ist, aber 2 volle Mahlzeiten sind zu viel für uns. Eine Flasche Bier reicht uns denn dann auch zum Abendessen.
Samstag 21. Juni
Es ist schwül und warm, ich bin verschwitzt, im Hintergrund ist die ganze Nacht Musik zu hören gewesen, keiner weiß woher sie kommt. Wollen die damit die bösen Nachgespenster vertreiben? Natürlich schwirren mir die Gedanken um den Traktor durch den Kopf! Hat keinen Zweck länger liegenzubleiben, also stehe ich kurz nach 5 Uhr auf. Die Dusche - wenn auch kalt - tut einfach gut. Ich schreibe noch weiter am Reisebericht und gehe so kurz nach 6 Uhr runter ins Wohn- und Empfangszimmer von Bischof Bodika. Der Bischof tigert schon in einem Trainingsanzug umher, begrüßt mich herzlich und als ich dann später im Wohnzimmer sitze, kommt er extra rein und macht mir das Licht an.
Erfreut stelle ich fest, dass Herr Winkels fleißig war und aus seinem Archiv die Schaltkombination unseres Traktors rausgekramt und mir die passende Seite per WhattsApp geschickt hat (s. 20. Juni).
Als Frank und Albert zum Frühstück kommen, erzähle ich Ihnen, dass es Hoffnung für unseren Traktor gibt. Nach dem Früstück, dass wie jeden Morgen aus einer oder zwei Tassen Nescafé mit Trockenmilch, mäßig knusprigem Baguette, Margarine und Nutella beteht, machen wir uns dann alsbald auf den Weg zum Traktor. Unser Traktorchauffeur wartet schon auf uns. Wie hatte Herr Winkels gesagt? Den Gruppenhebel auf L, dass ist nach hinten rechts und den Schalthebel auf 2, also nach hinten links. Um sicher zu sein, bitte ich den Fahrer das Kupplungspedal feste und bis zum Anschlag nach hinten zu treten und lege die Hebel, wie von Herrn Winkels beschrieben selber ein. Der Traktor fährt gemächlich los und die Hebel bleiben ,wie sie sein sollen. Dann bitte ich den Fahrer anzuhalten, wieder die Kupplung fest zu treten und lege L und den 1. Gang ein. Nun geht es noch langsamer und wieder bleiben alle Hebel drin. Nun bitte ich den Fahrer eine profiliertere Route zu nehmen und alles gelingt ohne Probleme. Wir fahren an den Ausgangspunkt wieder zurück und nun bitte ich Albert einmal mitzufahren. Obwohl ich dem Fahrer von aussen signalisiere er möge doch bitte wieder die Holperstrecke nehmen, fährt er einen Bogen über eine ebene Fläche, auch hat er jezt nicht den L = Langsamgang drin, sondern einen zügigeren Gang, demzufolge S=Schnellgang. Ich stoppe die Weiterfahrt und weise noch einmal die genaue Stellung der Hebel an. Letzlich fährt auch Albert dann die Buckelpiste im Krichgang ohne weitere Probleme. Mir fällt ein Stein vom Herzen, soweit es den Traktor betrifft. Dem Fahrer müssen wir aber abverlangen, sich viel vertrauter mit dem Fahrzeug zu machen, bevor ein weiterer Versuch in Richtung Maziamu gestartet wird. Hierzu soll er auch ausgedehntere Fahrten machen und dann in zunehmend schwiergeren Verhältnissen gehen. Diese Zeit müssen wir -bei aller Ungeduld - dem Fahrer geben. Auch den Umgang mit dem Frontlader muss er lernen. Dies haben wir im Vergleich zum ersten Abend bemerkt, als der Mitbruder und Werkstattleiter den Trakto bedient hat. Er war geschickter im Anfahren und im Auf- und Absenken der Schaufel bzw. der Gabeln.
Es gibt einen erfahren Traktorfahrer, der unseren Fahrer angeleitet hat. Leider ist er während unseres Aufenthaltes nicht da. Albert berichtet, dass dieser die Strecke nach Maziamu zum Teil kennt, da er mit einem anderen Traktor regelmäßig Holz für die Diözese holt.
Ich bitte Albert doch abzuklären, ob die beiden den Transfer zusammen machen können. Es gehört sicher auch ein gute Erfahrung dazu, die anspruchvolle Route nach Maziamu zu bewältigen.
So können wir den Tag dann doch mit Hoffnung schließen.
Zum Abendessen sind wir bei Paul eingeladen. Adele, die Frau von Paul hat ein vielfältiges und leckeres Essen gezaubert. Es wird ein gemütliches Zusammensein, mit allen Verwandten von Albert hier in Kikwit und die große Zahl der Nichten und Neffen genießen mit uns zusammen das Abschiedstreffen. Die Stimmung ist so vertraut, dass Frank und ich ein paar Liedchen anstimmen und unsere Gastgeber dann zeigen, dass sie es auch drauf haben. Auch Markus, der älteste Sohn von Paul singt uns ein französisches Kinderlied. Von Martine der Tochter von Paul und Markus erhalten wir zum Abschied einige Schnitzereien aus Ebenholz. Schweren Herzens verabschieden wir uns von allen. Insbesondere Esther, die liebe Mutter von Albert, die all die beschwerlichen Reisestrapazen so tapfer mitgemacht hat und uns ans Herz gewachsen ist. Seine Schwester Theres, die ich liebevoll Chamäleon getauft habe, da sie durch Wechseln der Kleidung und Kopfbedeckung stets eine Typveränderung vornimmt. Ja und Paul, der uns umsorgt hat und immer wusste, was wir gerade brauchten.
Ergänzende Anmerkung: Die aufmerksamen Leser meines Reiseberichtes, werden sich fragen, was ist eigentlich aus den Böcken und dem Hahn geworden?
Der Hahn ist als Dank für seine Fahrkünste in die Betreuung von Remy gekommen. Der Bischof wird seinen Bock nach eigenem Interesse nutzen. Aber was wird aus Hennes? Nun Albert hatte uns gesagt, dass es üblich sei, dass es zum Abschied ein Fest gebe und die Ziege zum Festmahl beitragen soll. Wir hatten im Vorfeld Albert klar gemacht, dass wir Hennes dieses Schicksal unbedingt ersparen möchten und wir möchten Paul bitten, Hennes in seine Obhut zu nehmen. Als wir die Geschichte des Maskotchens vom FC am Abend noch einmal zum Besten geben und wir die Familie bitten würden Hennes lieber für Nachwuchs sorgen zu lassen, gab es großes Gelächter aber auch verständliche Zustimmung!
Freitag 20. Juni
Nach dem Frühstück machen wir uns direkt auf und treffen den Fahrer des Traktors, aber auch wieder den Leiter der Auto- und LKW-Werkstatt. Bei einer Probefahrt, bei der ich mitfahre, wird mir gezeigt, dass der Gang immer rausspringt, es sei denn, man hält den Ganghebel fest. Ich habe keine Ahnung, was die einzelnen Hebel für Funktionen haben und es gibt einige? Es gelingt mir, per WhattsApp mit Juri, dem ehemaligen Mitarbeiter des Landwirtes Herrn Niehl und damit auch Fahrer des Traktors in Deutschland in Kontakt zu kommen. Eine erste Maßnahme ist daher, dem Fahrer aus der Vielzahl der aus dem Container stammenden gespendeten Schuhen zu einem robustem Paar Schuhe zu verhelfen. Aber auch hier sehen wir keine Verbesserung und kommen auch nach erneutem Telefonat mit Juri zu dem Schluss, dass es einen Defekt an der Kupplung gibt. Juri bestätigt aber, dass bei der Überführung von Frechen nach Erftstatt zur Werkstatt von Herrn Winkels alles noch intakt gewesen sei. Den Mitbruder von Albert und Werkstattleiter hier in Kikwit frage ich, ob er sich eine Reparatur zutraut? Ja, sie könnten dies machen! Wie lange soetwas dauern würde und welche Kosten damit verbunden wären bat ich Albert als Frage zu übersetzen. Dies könnte er erst beantworten, wenn man im Internet nach einem Ersatzteil gesucht habe. Die Vorort Kontaktaufnahme zu Herrn Winkels, um seinen Rat einzuholen, gestaltete sich schwierig und dann war auch das Guthaben von Pauls Handy verbraucht, der es uns für die Telefonate zur Verfügung gestellt hatte. Ich war ratlos und wusste nicht weiter!
Zudem wurde der Traktor wieder gebraucht, um die gestern wegen Dunkelheit abgebrochenen Transporte der Maschinen fortzusetzen. Während gestern Nachmittag am Frontlader noch die Schaufel montiert war und man die Maschinenteile mit sogenannten Schlopps (starke Tragegurte) transportiert hatte, wurde die Schaufel nun getauscht gegen die Einrichtung mit Palettengabeln. Die Maschinen waren für den Transport alle auf Paletten befestigt und so erwies sich die Traktoreinrichtung mit den Palettengabeln als beste Lösung, um die Maschinen in einer leeren Halle sauber und ordentlich zu deponieren.
Da ich hier wenig helfen konnte, bin ich wieder zurück zum Haus des Bischofs gegangen und habe Herrn Winkels die Problemstellung per WhattsApp dargelegt. Bei dem ersten Vesruch zur Überführungdes Traktors nach Maziamu gab es 2 Probleme. Zum ersten fand der Fahrer keinen Krichgang, um schwierige Passagen vorsichtig zu bewältigen und bei Steigungen und im Sand hatten die Vorderräder zu wenig Auflast.
Um das erste Problem anzugehen, muss ich jetzt erstmal die Funktionen der ganzen Steuerhebel kennenlernen. Daher fotografiere ich den Steuersitz von beiden Seiten und schicke diese mit der Bitte um Erklrung Herrn Winkels zu.
Das Wichtigste: Herr Winkels rät dringend davon ab etwas an der Kupplung zu machen, diese sei in Ordnung nur im 3.Gang könnte es schon einmal passieren, dass er rausspringt. Bei einem 40Jahre alten Traktor aber normal. Bei 6 Gängen kann der 3. Gang aber gut kompensiert werden. Es gibt einen Hebel als Gruppenhebel und einen Hebel für den Gangwechsel. Wir sollten auf dem Gruppenhebel die Position L und mit dem Ganghebel den 2. Gang einmal ausprobieren. Da er nicht ganz sicher war bei der Ausführung unseres Traktors, sollte ich mal nach einem kleineren Hebel suchen der speziell für Krischgänge vorgesehen sei. Diesen Hebel gab es nicht, daher blieb es bei der von ihm genannten Vorgehensweise. Leider konnte man auf dem Knauf der Hebel aber die Beschriftung nicht mehr lesen. Also wieder Herr Winkels zu Rate gezogen und am nächsten Morgen lag per WhattsApp eine bildliche Info vor.
Am späten Nachmittag machen wir dann noch einen kleinen Ausflug zusammen mit Alberts Schwester Theres, Justin, eine Vertreterin der Organisation Mestrio, bei der auch Roland aus Brüssel in Fechi gearbeitet hat, seinem Bruder Paul und dem Bauingenieur des Schulprojektes Jean Py, der uns bis Kinshasa begleiten wird. Mit herrlich frischem Bier, gerösteten Erdnüssen aus Maziamu und gerösteten kleinen Krabben zum Naschen verbringen wir den Abend an einem Flussufer. Durch den Fluss steigt eine angenehme Kühle hoch.
Donnerstag 19. Juni
Albert teilt uns heute Morgen mit, er habe etwas zu erledigen und so gibt es zum ersten Mal seit Reisebeginn etwas Zeit und gleichzeitig Internet, so dass ich meine Notizen aus der internetfreien Zeit nachtragen kann. Natürlich wäre es mir wichtiger mich um das Problem des Traktors zu kümmern, aber ohne Albert geht es nicht. Gegen Mittag kommt Albert zurück und auch da meint er, dass wir erst mit dem Bischof und seinem Gastbischof zu Mittag essen sollten. Das Mittagessen spannt mich wirklich auf die Folter, denn ich will ja zum Traktor! Aber nun ist Geduld angesagt. Erst gibt es einen Small Talk im Bischofskreis, der mit einem Aperitiv startet. Verständlicherweise werden Frank und ich nur am Rande in den Austausch einbezogen. Für Albert ist das Mitmachen jedoch wichtig, da Bischof Bodika über die weitere Entwicklung von Albert entscheidet. So hat er auch unterstützt, dass Albert nach seiner Promotion nun noch 3 Jahre in Deutschland arbeiten darf.
Als wir zu Tisch gehen, gibt es als ersten Gang eine Suppe. Die Verteilung der Suppe nimmt der Bischof als Zeichen der Gastfreundschaft selbst höchstpersönlich vor. Auch die übrige Speisefolge ist sehr lecker. Neben Fufu gibt es heute ergänzend noch Reis. Auch gibt es immer Fisch und entweder etwas aus Rind- oder Hühnchenfleisch, ergänzt durch ein grünes Gemüse. Dies können gekochte Maniokblätter oder Ameranth sein. Frisches Obst zum Dessert, bestehend aus kleinen Bananen, Mangos, Papayas und Melone. Etwas befremdlich fand ich, dass der Bischof und sein Bischofsgast sich je ein Leffe Brune gönnten, während Albert vorsorglich aus unserer Reisekasse für die übrigen Teilnehmer am Mittagessen Bier hatte kaltstellen lassen. Damit konnten wir mit den beiden Bischöfen mithalten.
Als wir uns endlich auf die Suche nach unserem Traktor machen konnten, er stand wirklich eine Sraße weiter, auf dem Gelände der örtlichen Caraitas, gab es aber zunächst ein anderes Problem. Wenige Tage vorher, war ein 2. Container eingetroffen, in dem schwere Maschinen einer in Deutschland aufgegebenen Schreinerei eingetroffen waren. Da sowohl Albert als auch der Bischof nicht erreichbar waren, beide waren ja in Maziamu, hatte der "Ökonom" der Diözese Kikwit das Öffnen und die Entladung veranlasst, da der LKW, der den Container gebracht hatte, keine Wartezeit akzeptieren wollte. Die Maschinen waren dann ziemlich wahllos und eine auf der Seite liegend, aus dem Container herausgenommen und im Freien gelagert worden. Auch die restlichen Kleinteile, die im Container verstaut waren, lagen kunterbunt in einem anderen Container. Albert war sauer, dass der Ökonom das ohne eine Rücksprache abzuwarten, eigenmächtig entschieden hatte und Frank war sauer, da er viele der anderen Sachspenden besorgt hatte. Aber nun kam auch unser Traktor zum Einsatz. Denn mit seiner Hilfe konnten die tonnenschweren Maschinen mit Hilfe des Frontaders geordnet an einen geeigneten Lagerort gebracht werden. Allerdings müsste die Aktion dann abgebrochen werden, da es dunkel wurde und die Gefahr einer Verletzung vermieden werden musste. An diesem Abend hatte der Leiter der Werkstatt (er ist gleichzeitig auch Priester) den Traktor für die schwierigen Rangierverhältnisse relativ souverän gesteuert.
Um das Traktorproblem zu besprechen, wurde ein Treffen für den nächst Morgen abgesprochen.
Mittwoch 18. Juni
Heute fahren wir wieder zurück von Maziamu nach Kikwit. Es soll früh losgehen und ich bin auch schon gegen 5 Uhr wach und mache mich für die Abfahrt fertig. Schnell ist alles wieder in den Koffer gepackt. Die Moskitonetze hatte Albert extra für unseren Besuch organisiert und sollen abgehangen und mitgenommen werden. Ja, jeden Tag eine Malariatablette, langarmige Hemden, spez. Sprühmittel für die Haut und für die Kleidung, wir tun alles nach Empfehlung des Tropeninstituts. Aber nur selten hört man es summen, so z.B. wenn man abends oder frühmorgens draussen sitzt. Und genau dies mache ich an diesem Morgen, nachdem ich alles für die Rückreise nach Kikwit vorbereitet habe.
Und so bekomme ich mit, dass der diensthabende Nachtwächter noch im Morgengrauen, nicht nur unseren störrischen Hennes an einem Strick hinter sich herzieht, sondern auch noch den Ziegenbock, den der Bischof gestern in Fechi als Opfergabe bekommen hat. Und als Zugabe führt er noch einen Hahn an einer Leine mit und bindet ihn zunächst an einem Busch an. Dann beginnt er dem Hennes die Vorder- und danch die Hinterbeine zusammenzubinden. Doch der wehrt sich. Muss sich dann aber - wie so oft in der Saison - geschlagen geben. Danach bleibt er ruhig liegen und schaut zu, ob sein Konkurent vom Bischof mehr Glück hat. Doch auch der ist dann schnell reisefertig. Unser Fahrer Remy hat begonnen, alle Koffer und vieles von dem Material, dass vom Fest zurück nach Kikwit geht, auf dem Dach des Geländewagens zu verstauen. Übrigens war die komplette Bettwäsche für alle Übernachtungen in der Schule, so auch vom Bischof mit Gefolge, aus unserem Treckercontainer. Unsere Befürschtung, dass die Stoffe und Kleidersammlung duch die lange Liegezeit Schimmel ansetzt, hat sich zum Glück nicht gezeigt. Als das meiste Gepäck verstaut war, kam noch eine Plane zum Schutz über alles. Ja und dann? Ihr werdet es nicht glauben, unser Hennes und der Ziegenbock des Bischofs. Im Status schicke ich ein Video, wie er nach oben gehoben wird! Erstaunlicherweise haben die 2 es sich da oben gemütlich gemacht und da mit der "Fott" in Fahrtrichtung, während der Fahrt viele kleine dunkle Perlen ausgeschieden. Da ich auf der Beifahrerseite saß, dachte ich erst, was fallen denn da für Käfer auf die Windschutzscheibe, bis ich kapiert habe, was es war🥳. Remy, der nicht nur ein aussergewöhnlich talentierter Autobeherrscher ist, zeigt auch im Festzurren der ganzen Fracht auf dem Autodach, seine Fachkompetenz. Wir haben keinen Bock und kein Teil auf der Rüttelpiste bis Kikwit verloren👍. Jetzt fragt ihr sicher, was war den mit dem Hahn? Der hatte es angenehmer, der durfte im Innenraum mitfahren und blieb sehr brav unter einem Sitz geschützt sitzen.
Im hineren Teil nehmen auf jeder Seite 4 Personen Platz, also 8 Personen. Mit Remy dem Fahrer und mir als Beifahrer also insgesamt 10 Personen und noch einiges an Handgepäck. Da es nur 1 Verbindungsstraße zwischen Maziamu und Kickwit gibt, geht es auf der gleichen Folterstrecke, die wir am Freitag der Vorwoche genommen haben, nun wieder zurück. Meine Konzentration war natürlich darauf gerichtet, wie wird der Traktor die Strecke nehmen können. Auf der Hinfahrt hatte ich noch ernsthafte Zweifel, aber jetz sah ich etwas optimistischer. Habe ich mich schon, auch auf Grund der Fahrt nach Fechi schon daran gewöhnt?
Was ich aber nun schlimmer empfinde, sind die allgegenwärtigen Flächen, die durch Brandrodung in Mitleidenschaft gezogen sind. Und hierbei werden leider auch größere Bäume nicht verschont. Es liegt ständig ein Staub- und Rauchfilm in der Luft. Man entdeckt auch immer wieder neue aufsteigende Rauchfahnen. Albert versucht uns zu erklären, dass es Tradition sei. Früher habe man in abgestimmt und nur durch autorisierte Personen dies sehr gezielt gemacht. Heute machen es Einzelne und eben nicht immer zweckgebunden. So wie man bei uns in Europa die Seitenstreifen an den Straßen schneidet und pflegt, ist es hier von den technischen Möglichkeiten nicht möglich und so flämmt man halt die Seitenstreifen einfach ab. Da alles sehr schnell wächst, gibt es keine einfachere Vorgehensweise. Abgesehen von einigen Hochhäusern in Kinshasa oder extravaganten Häusern, wird auch nur auf Holzkohle gekocht. Eine Müllentsorgung gibt es nicht und zur Beseitigung wird er verbrand. Oft schwelen zwischen Verkaufsständen kleine Feuerchen, wenn es nicht einfach liegenbleiben soll und auch das ist leider in einem nahzu unerträglichem Umfang. In meiner Empörung über dieses umweltbelastende Vorgehen, mischen sich Zweifel, ob wir in einer Gesamtbilanz nicht doch der Umwelt mehr Schaden zuführen. In einer Rückschau der letzten 100Jahre stehen wir sicher schlechter da. Brandrodung und Müll ist für den Kongo ein Riesenproblem und sie werden hierfür auf Jahre keine Lösung herbeiführen können.
Bei unserer Ankunft in Kikwit fahren wir zunächst bei Alberts Bruder Paul vorbei. Seine Frau Adele hat für uns ein Abendessen bereitet und wir lernen Pauls Familie kennen. Es ist mittlerweile schon wieder dunkel geworden und wir sitzen alle im Garten an einem Tisch. Auch Paul hatte von mir eine Lampe geschenkt bekommen, die durch ein leines Solarpanel aufgeladen werden kann und diese kann er jetzt an einer Leine, die über dem Tisch gespannt ist, aufhängen.
Nach der leckeren Stärkung machen wir uns dann auf zu unserer Reiseunterkunft, die wieder bei Bischof Bodika sein wird. Am Abend gibt es dann noch in geselliger Runde einen Willkommenstrunk beim Bischof, an dem noch ein weiterer Bischof aus einer Diözese, die nördlich von Kikwit liegt, teilnimmt.
Dienstag 17. Juni
Bei durchaus angenehmen Temperaturen nachts um die 13°C lässt sich gut schlafen und morgens zieht man dann auch schon eine dünne Jacke über. Da es abends früh ins Bett geht, bin ich morgens gegen 5 Uhr wach und warte die beginnende Dämmerung ab, um dem Plumpsklo einen Besuch abzustatten. Das morgentliche Duschritual, mit herrlich warmem Wasser habe ich schon beschrieben (ein Foto der Duschstelle findet ihr im Anhang). Der heutige Tag ist der Schule gewidmet. In einer Pause treten alle Schüler in den Innenhof und Albert begrüßt die Schüler auch in unserem Namen. Natürlich halten die Schüler auch alle Banner bereit, die zu unserem Willkommen und zum Dank an den Verein selbstgefertigt wurden. Der Verein Maziamu e.V. hat einige Fachbücher (Biologie, Ökologie, Informatik und Biebeln) gekauft, die den Fachunterricht unterstützen sollen und in der Schul eigenen Bibliothek dann zur Verfügung stehen.Auch 2 Blockflöten, eine habe ich zur Demonstration kurz angespielt, hat Frank besorgt und ein Fernglas, das er als Synonym mit einem vorausschauenden Handeln verband. Als kleines Andenken erhält jeder Schüler einen Ansteckbutton und einen Kugelschreiber als kleines Geschenk. Der Ansteckbutton ist heiß begehrt und wird mit sichtbarem Stolz getragen. Danach gibt es noch viele Fotos im Innenhof. Bei dem Wunsch, auch ein Foto in einem Klassenraum zumachen, stürzen mehr Kinder ins Zimmer als Sitzgelegenheiten vorhanden sind. Erst nachdem eine 2. Gruppe im Austausch auch ins Zimmer durfte, um sich fotografieren zu lassen, kehrte wieder Zufriedenheit ein.
Danach gab es eine Zusammenkunft mit den Lehrern und Angestellten im Schulbetrieb. Zunächst bedankte sich ein Lehrer auf englisch für die Unterstützung des Vereins und für unseren Besuch. Albert dankte im Gegenzug den Lehrern für ihr Engagement und das in den letzten Abiturpüfungen wieder tolle Ergebnisse erzielt wurden und insbesondere für die Beteiligung der Lehrer an dem gelungenen Schulfest. Auch der gute Ruf der Schule in der Region sei ein Verdienst der Lehrer. Danach zeigte sich aber eine gewisse Unzufriedenheit der Lehrer über die Bezahung. Die Lehreranzahl ist inzwischen auf 24 angewachsen, aber es gibt für die Bezahlung nur ein festes Budget. Das Problem ist, dass alle intensiven Bemühungen zur Beteiligung des Staates bisher erfolglos geblieben sind. Obwohl das Schulprojekt Maziamu e.V. eigentlich nur den Schulbau finanzieren wollte beteiligt es sich dennoch an den Gehaltszahlungen, ist aber begrenzt in ihren Möglichkeiten. Hier soll mit dem gestarteten Landwirtschaftsprojekt eine ergänzende Einnahmequelle geschaffen werden, aber bis hier regelmäßige Erträge fließen, wird es noch einige Zeit brauchen. Ich habe dann vorgeschlagen, dass die Lehrer sich in eigenem Interesse, an Ideen beteiligen sollten, wie eine Vermarktung der Ernten erfolgen könnte. Als Geschenk erhielten Frank und ich Holzschnitzereien und wir bedankten uns mit edleren Kugelschreibern, als die Schüler erhalten hatten. Während wir dann zum Mittagessen verabschiedet wurden, verbrachte Albert noch einige Zeit weiter im Gespräch mit den Lehrern. Es bleibt zu hoffen, dass die Lehrer trotz der vielleicht zu geringen Bezahlung den guten Unterricht weiterführen möchten.
Nach einer etwas ausgedehnteren Mittagspause machen wir uns auf eine weitere Wanderung über die ausgedehnten Ländereien her. Zunächst treffen wir Simeon, der für die Landwirtschaft zuständig ist, in einem Fischteich, der abgelassen worden ist, um ihn zu reinigen. In einem kleinen verbliebenen Resttümpel fängt Simon mit einem geflochtenen Kächer die größeren Fische heraus und gibt sie in einen Eimer, der später mit zurück zur Schule geht und der Inhalt das Abendessen bereichen wird. Kleinere Fische gibt er in benachbarte Teiche ab.
Wir wandern weiter und kommen zu einem gemauerten Unterstand, in dem nach einem ersten Versuch wieder Schweine untergebracht werden sollen. Nach Vorstellung von Albert könnten dort auch Ziegen gehalten werden und es soll dort auch ein kleiner Bauernhof errichtet werden, um zentral die Tiere zu beaufsichtigen.
Im weiteren Weg begegnen wir 2 Kindern, die Gefäße auf dem Kopf tragen. Der Inhalt ist Kalkschlamm. Albert bittet die Beiden uns zu zeigen, wo sie dies herhaben. Wir kommen an den Fluss, den wir an anderer Stelle schon gestern besichtigen konnten. Hier ist der Uferbereich durch Kalksteine gesäumt. Und wir sehen, dass sich gelöster Kalkstein als Schlamm am Boden abgesetzt hat. Dieses Material ist hervorragend geeignet, um Mauerwerk zu verputzen und ist so auch geeignet für den laufenden Neubau des Schulverwaltungsgebäudes. Albert erklärt, dass auch die größeren Kalksteine aus dem Randbereich gewonnen werden und in größeren Brocken zum Bau von Streifenfundamenten, als auch in zerkleinerter Form als Beimischung neben Sand zum Beton gegeben wird. Bei der weiteren Wanderung werden uns je nach Bodenbeschaffenheit weitere Anbaumöglichkeiten erläutert. Gegen Ende unserer Wanderung diskutieren wir die Einbaumöglichkeit einer kleinen Wasserturbine, die in dem gut durchtrömten Fluß für eine kontinuierliche Stromerzeugung dienen könnte.
Als wir zurückkommen findet ein weiteres Treffen am Nachmittag wieder in einem der Klassenräume statt. Wir treffen auf die ehrenamtlichen Gärtnerinnen. Rund 70 Frauen und neben Simon, dem Leiter sind 2 weitere Männer gekommen. Auch hier galt der Dank allen, die sich so bisher schon einsetzen. Im weitern Verlauf des Gespräches stellte sich heraus, dass es einige Frauen gibt, die schon länger mitarbeiten und auch entsprechend werkzeugmßig versorgt wurden. Es gab Unmut von Frauen, die später eingestiegen sind und die Erwartung hatten in gleicher Weise mit Werkzeug versorgt zu werden. Albert wies darauf hin, dass ihre Kinder ja kostenlos die Schule besuchen können und wir nun bei unserem Besuch nicht solche Sachen dabei haben können. Mit dem in Kikwit stehenden Container sind auch Feldgerätschaften mitgeschickt worden, die später hier zusammen mit einem Traktor nach Maziamu gerbracht werden sollen. Frank hatte für die Gruooe Arbeitshandschuhe, eine ganze Kiste mit verschiednen Samentütchen und kleine Gewächshäuschen mitgebracht. Zu unserer großen Überraschung erhielten wir - und jetzt haltet euch fest einen sich den Raum betretenden wiederspenstigen Ziegenbock🤔!!! Ich weis nicht, warum ich ihn sofort Hennes getauft habe und dann dem Publikum den Zusammenhang mit dem Maskotchen des FC erklärt habe🤣. Nun dachte ich, zum Glück muss er hier bleiben, denn wir können ihn ja nicht mitnehmen. Aber wie sich später herausstellt, weit gefehlt!
Montag 16. Juni
Endlich ein Tag, an dem es etwas ruhiger zum Start geht. Nach dem Frühstück fahren wir an den Dorfrand von Maziamu. Hier ist die Grabstelle von Alberts Vater, der 2019 unerwartet plötzlich verstorben ist. Auch Bischof Bodika, der von Fechi kommend auf der Durchfahrt zu einer weiteren Gemeinde ist, nimmt an einer kleinen Zermonie teil, mit einer Segnung der Grabstelle. Neben Alberts Mutter, seine Schwester Theres, sein Bruder Paul nehmen noch weitere Mitglieder der weitläufigen Familie teil.
Auf der Rückfahrt besuchen wir noch eine Krankenstation, die es in Maziamu gibt. Neben einem Arzt gibt es auch 2 examinierte Krankenpfleger. Die gemauerten Gebäude stammen noch aus der Kolonialzeit und machen von aussen einen soliden Eindruck. Aber anders sieht es innen aus. Frank äußert zu recht seinen Unmut über die fehlende Sauberkeit und den Müll, der im Aussenbereich sich angesammelt hat, so u.a. Blisterverpackungen und Spritzen, zum Glück ohne Nadeln.
Auch, wenn das Mauerwerk gut erhalten ist, sind einige Dachundichtigkeiten festzustellen. Es gibt ein komplett in Mauerwerk erstelltes neues Gebäude, dass von einer belgischen Gesellschaft finanziert wurde. Es sollte ein großes Bettenzimmer, mit Arzt- und Behandlungsräumen geschaffen werden. Aber der Innenausbau und die Einrichtungen waren wohl nicht vorgesehen und so wird es als unfertige Baustelle verbleiben. Einigen jungen Männern, die neugierig hinzugekommen sind, macht Albert Vorwürfe, warum sie nicht Eigeninitiative entwickeln und diese Möglichkeit, die für die eigene Gesundheitsvorsorge dienen kann, fertig stellen.
Wie in Afrika üblich, werden die Patienten durch eigene Angehörige versorgt. Auch die Behandlungskosten müssen die Angehörigen aufbringen, mit dem sie sich oft verschulden. Freunde, Nachbarn müssen oft aushelfen. In Nigeria habe ich erfahren, dass die Patienten nach der Behandlung dann so lange im Krankenhaus verbleiben müssen, bis die Kosten beglichen sind.
Nach dem Mittagessen führt uns Simon durch die bereits begonnenen Pflanzungen des 100ha großen Grundstückes. Dies entspricht rd. 250 Fußballfelder. Es gibt alle Formen an Anbaumöglichkeiten. Neu angelegt wurde ein Feld mit Kaffeepflanzen. Ich muss aber hier mein Entsetzen über die Art und Weise der Herangehensweise äußern. Wie allenorts zu sehen, wurde auch hier der Gras- und Baumbestand ersteinmal gebrandrodet. Neben den verkohlten Baumstümpfen wurden dann die Kaffeepflanzen gesetzt. Die Wachstumsphase dauert rd. 3-4 Jahre, bis dann die ersten Ernten eingeholt werden können. Der Baum kann 3-5m hoch werden und bildet dann für sich einen neuen Wald. Wir streifen weiter durch Savannengras und kommen in ein Sumpfgebiet, dass geeignet ist, um Reis anzubauen. Umfangreichere Möglichkeiten gibt es Hirse, Maniok und Mais anzubauen. Der Mais war schon geerntet. Mais und Maniok werden gemörsert und sind mit ein wenig Wasser die Grundlage für das wichtigste Grundnahrungsmittel der Kongolesen. An einer Stelle hat Simeon auch Tomaten angepflanzt. Es gibt Annanasfelder, Bananen, Ölpalmen, Mango, Marakua, Papaja- Orangenbäume und noch einiges mehr. Auch Erdnüsse, Süßkartoffel, Salate, Bohnen, Paprika und Zwiebel werden angebaut. Das große Grundstück wird umgrenzt, bzw. auch durchflossen von einem Flüsschen mit guter Strömung. Ein wenig beängstigend war, dass auch während unseres Rundgangs das laute Knistern von Brandrodung zu hören war. An einer Stelle erwischen wir einen jungen Mann, der auf dem Grundstück Feuer gelegt hat. Albert schimpft ihn aus, aber nützen wird es wahrscheinlich nichts! An einem Teil der Fischteische kommen wir vorbei, diese werden wir aber am Folgetag noch an anderer Stelle näher besuchen. Nach einem rund 3 stündigen strammen Erkundigungsgang kommen wir erschöpft wieder zur Schule zurück und genießen erstmal ein kühles Bier! Wie jeden Nachmittag trifft sich hier die ehrenamtliche Gärtnergruppe, die heute die von unserer Besichtigungstour mitgebrachten Erdnüsse vom Strauch abpflücken.
Sonntag 15. Juni
Auch heute ist wieder frühes Aufstehen angesagt 😴😞. Wir fahren in die größere Stadt Fechi. Nur rd. 30km von Maziamu entfernt. Aber auch diese Fahrt dauert mehr als 1 1/2 Stunden. Stellt euch vor, das Auto fährt in einem schmalen Hohlweg auf der Radspur 40-50cm höher als auf der anderen. Du fängst bei einer solchen Schräglage an , wie auf einem Segelschiff, dem Umkippen mit einer Gewichtsverlagerung entgegenzuwirken. Mit leichter Verspätung erreichen wir Fechi und werden auch hier jubelnd begrüßt. Maziamu gehört zum Verwaltungsbereich Fechi und unser Besuch und die Feierlichkeiten von gestern haben sich rumgesprochen. Die Schule in Maziamu genießt ein hohes Ansehen in der Region.
Warum sind wir hier hingefahren?
Wir nehmen in Fechi an einem Visitationsgottedienst des Bischofs Bodika teil. Hierzu gehört die Spendung der Firmung und ergänzt wurde es zudem mit der Trauung eines schon älteren Ehepaares und als Höhepunkt die Ernennung eines neuen Dechanten (Vorsteher über mehrere Pfarreien). Guillaume wir der neue Dechant sein, den wir schon seit Kinshasa in unserer Begleitung haben und der unsere Mitnahme zu seiner Heimatpfarrei Fechi genutzt hat. In Fechi gibt es als größere Ansiedlung eine Kirche.
Und diese Kirche ist brechend voll. Frank und ich dürfen vorne in der 1. Reihe sitzen und wir werden als Frank und Jürgen vom Bischof begrüßt und der Gemeinde vorgestellt. Es gibt wie gestern wieder eine Band und einen Chor, der nicht nur mit Gesang, sondern auch tanzend den Gottesdienst begleitet und die Gemeinde mitreißt.
Es wird Nachmittag, bevor der Gottesdienst zu Ende geht, aber die Gesänge im Sambarhythmus bieten immer wieder die nötige Bewegung, um nicht bei den in Lingala (eine von 200 Sprachen im Kongo) einzuschlafen🤔😅!
Als wir im Anschluss in einen viel zu kleinen Raum zum Essen eingeladen werden, sind die besten Plätze durch eine Vertretung der örtlichen Polizei und andere sich wichtig fühlende Verwaltungsbeamte sofort besetzt. Als wir mit Alberts Mutter Esther den Raum betreten, steht keiner dieser Herren auf und bietet ihr einen geeigneten Platz an. Ich erwähne dies, um die uns immer wieder, bei solchen Personen begegnende übertriebene Zurschaustellung einer vermeintlichen Wichtigkeit zu beschreiben. Weitere Stühle werden herbeigeschafft und alle müssen etwas enger zusammenrücken, so dass auch der Bischof mit seiner Begleitung Platz finden.
Der arme Albert muss mit allen freundliche Konversation führen und kommt dabei kaum zum Essen (kongolesisches Begrüßungsritual). Der Staat ist eigentlich in der Pflicht, die Lehrergehälter für die Schule in Maziamu zu zahlen. Doch bisher gibt es keine Anzeichen, dass der Staat dem nachkommen möchte. Im Gegenteil nutzt die Prüfungskommision die gut ausgebauten Räumlichkeien in der Schule in Maziamu, um die Prüfung von Schülern anderer Schulen zu prüfen und erwarten auch noch, dass man kostenlos Unterkunft und Verpflegung leistet. Leider ist man aber von diesen Leuten abhängig, um einen Schulbetrieb durchführen zu können.
Im Gegensatz zu Maziamu finden wir hier in Fechi auch einige steingemauerte Häuser, die zum Teil noch aus der belgischen Kollonialzeit stammen. Doch der überwiegende Teil sind die, in einem Holzgeflecht und mit Lehm ausgefachten Hütten, mit einem dicken und dicht belegtem Grasdach.
Auch hier finden wir leider keinen Internetanschluss, so dass die Berichte erst Tage später nachgereicht werden.
Schon in der Dämmerung machen wir uns auf den Heimweg und kommen nach "schöckelnder" Fahrt wohlbehalten wieder in Maziamu an.
Samstag 14. Juni
Nach der gestrigen anstrengenden Fahrt habe ich gut geschlafen. In einem der Klassenräume der Schule sind mit einer Holzkonstruktion 4 einzelne Kammern eingerichtet, jeweils mit einem Bett und Stuhl. Über dem Bett ist ein Moskitonetz angebracht. Hier werden wir 5 mal übernachten. Ein Plumpsklo ist etwas ausserhalb, und von den Nutzungsmöglichkeiten für uns Europäer beschwerlich. Jeden Morgen bekommen wir warmes Wasser an einen Duschunterstand gebracht der aus Bambusstäben gefertigt ist. Das ablaufende Wasser versickert in einem Bodensatz aus zerkleinertem Kalkstein. Mit einer Tasse schüttet man sich dann das Wasser über den Kopf, seift sich ein und spült mit Wasser wieder ab. Im Gegensatz zu unseren vorherigen Unterkünften, wo es nur kaltes Wasser gab, eine sehr wohltuende Variante😇.
Hinter der Schule ist ein großer Festplatz hergerichtet und immer mehr Menschen strömen herbei. Aus entfernteren Dörfern lassen sich Gäste mit Motorradtaxis bringen. Nur 2 oder 3 wichtige Gäste aus dem Regionalparlament bzw. der Verwaltung kommen mit einem Auto. Der Festakt startet mit einem Gottesdienst an dem sich dann Reden wichtiger Persönlichkeiten anschließen. Die Fröhlichkeit der Menschen und der mitreißende Gesang lassen den fast 3 stündigen Gottesdienst zu einem berührenden Ereignis werden. Besonders die tänzerische Begleitung einer Mädchengruppe und der Messdiener (alles Jungs!) waren für uns aussergewöhnlich, für den Gottesdienst aber sehr bereichernd (s. Video). Bei den musikalischen Beiträgen spürt man die ausgeprägte Fröhlichkeit und die ganze Festgesellschaft singt und tanzt mit.
Auch nach dem offiziellen Teil ging die Feier bis in die Abendstunden auf dem gesamten Schulgelände weiter! Eine traditionelle Flöten- und Trommlergruppe, eine furcherregende Maskengruppe, ein Stelzenläufer und verschiedene Tanzgruppen bereicherten das Fest mit traditioneller Folklore! Auch nachdem es bereits dunkel geworden war, sangen und tanzten die Besucher weiter (junges Talent). Erst so gegen 21Uhr wurde es langsam ruhiger und die einzelnen Gruppen strebten zurück in ihre Dörfer. Der arme Albert musste sich auf viele Gespräche einlassen und war abends rechtschaffend platt😴!
Freitag 13. Juni
Wer schon einmal Achterbahn gefahren ist, kann seinen Kick steigern, indem er sich mit einem Geländewagen von Kikwit nach Maziamu fahren lässt. Es gibt im Kongo 8 Monate Regenzeit und im Mai bis August die Trockenzeit. Nach der Regenzeit sind die Wege ausgewaschen und nur mit robusten Allradfahrzeugen zu bewältigen. Aber auch die allgegenwärtigen Motorradtaxis finden halsbrecherisch ihren Weg.
Wir brechen schon um vor 8 Uhr auf und erreichen Maziamu nach 210km erst bei Dunkelheid. Allerdings beginnt die Dämmerung schon vor 18Uhr. Zunächst fahren wir in Kikwit noch einige Stationen an. Wir machen noch eine Reihe von Besorgungen und laden weitere Gäste ein. Die Mutter von Albert, sein Bruder Paul und der Neffe Lendris. Auch für die Feierlichkeiten anlässlich des 10-jährigen Bestehens des Fördervereins Maziamu e.V. muss noch eingekauft werden.
Wir verlassen Kikwit über unvorstellbare Straßenverhältnisse um den einzigen Weg in Richtung Maziamu zu nehmen. Der Geländewagen hat hinten 2 Bänke an den Aussenseiten. Hier sitzen auf jeder Seite 4 Personen plus reichlich Gepäckstücke zwischen sich. Auch der Dachgepäckträger ist hochvollgestapelt und mit einer blauen Plane umschlossen, so dass das Gepäck vor Regen und Staub geschützt ist.
Noch bevor wir Kikwit verlassen, begegnen wir zu unserem Entsetzen unserem Traktor, der Anhänger steht mit etlichem Material, so u.a. grosse Wasserrohre aus Plastik daneben. Wir erfahren, dass der Traktorfahrer erhebliche Probleme hat den 1., 3., und 5. Gang einzulegen. Gerade der 1. Gang ist jedoch bei manchen Stellen, unverzichtbar. Wir entscheiden, dass der Traktor samt Hänger wieder nach Kikwit zurück muss. In der Folgewoche werden wir dann den Kontakt mit der Landmaschinenwerkstatt in Deutschland aufnehmen und hoffen, eine einfache Lösung zu findnen. Meinen Traum, den Traktor am Zielort in Maziamu zu sehen, wird damit nicht während meines Besuches dort gelingen.
Ich habe schon viele schwierige Wegstrecken bei meinen Fahrradreisen weltweit erlebt. Selbst die unbefestigten Pisten in Madagskar waren in einem besseren Zustand, im Vergleich zu dem, was uns hier erwartet. Zu beschreiben ist schwierig, nur die hoffentlich später beigefügten Fotos und Clips können einen Eindruck vermitteln. An manchen Stellen ist die normale Piste durch Auswaschungen und feinstem Sand nicht zu befahren und der Fahrer sucht sich einen Weg abseits. Natürlich bleiben wir auch einmal in einer Sandpiste hängen. Alle Mitreisende müssen raus und nutzen die Pause, die Piste zu befeuchten🤭. Mit einer mitgeführenten Schaufel wird vor und hinter den Reifen Sand weggetragen, so dass Gelegenheit ist wieder etwas Schwung aufzunehmen, was dann auch gut funktioniert.
Als es schon anfängt zu dämmern, fahren wir auf ein durch Brandrodung gelegtes Feuer zu, dass auch unseren Weg einschließt. Doch ca. 100m vor dem herannahendem Feuer, steht ein Geländewagen mit aufgeklappter Motorhaube und einem Motorschaden und versperrt den Weg. Um an dem Wagen vorbeizukommen, muss unser Wagen eine ca. 60cm hohe Böschung überwinden. Wieder kommt die mitgeführte Schaufel zum Einsatz und es wird eine Rampe geschaffen. Mit welchem Geschick unser Fahrer diese Hürde nimmt und cool einfach mit hohem Tempo durch das Feuer rast, ist atemberaubend. Es bleibt zu hoffen, dass die Leute des liegengebliebenen Wagens rechtzeitig dem Feuer, dass sich auf der linken Seite nur 40m ausgebreitet hatte, rechtzeitig entkommen konnten.
Es ist stockdunkel, als wir Maziamu erreichen und Lichter aus dem Dunkel auftauchen, aber auch begeisternde Zurufe. Diese steigern sich, bis am Wegesrand immer mehr Menschen auftauchen und die Begrüßungsrufe uns emotional ergreifen. So wie eine Fußballmannschaft nach gewonnener Meisterschaft bei der Rückkehr empfangen wird, so fahren wir nun in Masiamu ein. Einige Jugendliche haben ein Banner zur Begrüßung von Frank und mich geschrieben und tragen es vor unserem Auto her, bis wir die Schule erreichen. Überwältigend dann der Empfang, als wären wir wichtige Stars! Zusammen mit dem Bischof aus Kikwit. der mit Begleitung gleichzeitig mit uns ankommt, genießen wir die begeisterten Menschen und dann ein gemeinsames Abendessen😋.
Donnerstag 12. Juni
Um 4:30Uhr klingelt der Wecker😡! Ich habe eine unruhige Nacht verbracht. Mein Magen hat sich immer wieder einmal gemeldet und in der Nacht gab es ein heftiges Gewitter mit starkem Regen und Donnergrollen. Ich genieße zunächst eine Dusche. Es gibt nur kaltes Wasser, das aber angenehm leicht temperiert ist.Wie werde ich den heutigen Tag überstehen? Wir fahren heute von Kinshasa ca. 600km nach Kikwit. Hierzu direkt die Entwarnung, es gab immer unterwegs zur rechten Zeit geeignete Möglichkeiten. Also alles gut gegangen☺️!
Der Fahrer unsres Geländewagens, der uns schon seit der Abholung vom Flughafen gefahren hat, hat heute noch eine Unterstützung.
Unsere 6 Koffer werden auf dem Dach untergebracht.
Als wir noch ohne großen Verkehr in so früher Stunde aufbrechen, verstehen wir auch, warum die Koffer aufs Dach mussten. Wir nehmen noch 2 weitere Fahrgäste auf. Zunächst steigt der Pfarrer von Fechi zu, der in seine Pfarrei zurückfahren möchte und dann lesen wir noch einen Onkel von Albert auf, der uns bis Maziamu begleiten wird. Auch deren Gepäck kommt z.T. dann noch zusätzlich aufs Dach.
Nachdem wir die Stadtgrenze von Kinshasa hinter uns gelassen haben, geht die Autofahrt nun etwas zügiger voran.
Unterwegs sehe ich einige rote stelenartige Gebilde und bei einer PP kann ich eine solche fotografieren. Die größte und längste Autobahn des Kongo A1 😬ist zwar asphaltiert, aber kurz nach Kinshasa nur noch 2 spurig und ähnelt eher einem geteerten Feldweg.
Unser Fahrer ist sehr aufmerksam um den tiefsten Schlaglöchern auszuweichen. Aber auch Straßenschwellen wollen behutsam genommen werden. Auch wenn stets unsere Reisepässe, an so um die 25 Straßensperren kontrolliert werden, geht es den Beamten in erster Linie darum Geld zu kassieren, um eine zügige Freigabe und damit Weiterfahrt zu ermöglichen.
Gegen 16Uhr, also nach 11 Stunden kommen wir dann, nach einigen Pausen zwischendurch, in Kikwit an. Sofort nach der Ankunft muss ich mich erstmal hinlegen, bin dann aber nach 1 Stunde wieder zu Kräften gekommen, um mich mit Albert und Frank zum Abendessen zu treffen. Ich belasse es bei 2 Löffel trockenen Reis und 2 herrlich schmeckenden kleinen Bananen.
Mittwoch 11. Juni
Eine Stunde zu früh aufgestanden, weil es gibt kein Funksignal für meine Uhr. Wollte um 6:30 Uhr aufstehen, um pünktlich um 7Uhr zum Frühstück zu sein. Als ich geduscht, nach einer gut durchgeschlafenen Nacht, mich anziehe, schaue ich auf mein Handy und entdecke, verdammt 1 Stunde zu früh! Also nochmal kurz hinlegen und dann kann ich schon mal versuchen, im Frühstücksraum (hier gibt es Internet) meinen Mailaccound auf den fremden Rechner zu laden.
So bin ich reichlich früh, finde aber schon Baguette (etwas labberig) und Brotaufstrich vor, mache mir einen Nescafè und warte auf meine Reisepartner! Auch Frank bereitet sich direkt ein Frühstück, aber als Albert kommt, meint er, wir müssten sofort aufbrechen.
Was steht denn heute an? Es gibt 2 ungeplante Besonderheiten, die wir in der Reiseplanung einbauen müssen.
Die erste haben wir schon hinter uns. Brüssel Airlines hatte uns mitgeteilt, dass wir erst einen Tag später als ursprüngich gebucht fliegen können, Und dann hat Albert 3 Tage vor Abflug die Bitte erhalten auf einem wichtigen Theologentreffen in Kinshasa einen Vortrag zu halten, da ein anderer Vortragende ausgefallen sei. Und dies ist heute!
Der Vortrag soll erst um 11 Uhr starten, aber wir sind mit unserer Unterkunft am anderen Ende von Kinshasa! Bei unser Fahrt dorthin, verstehen wir die Hektik von Albert am Morgen. Die Strecke ist vielleicht 30km, aber wir brauchen mehr als 3 Stunden!
Warum, möchte ich mit den folgenden Fotos erklären. Alle aus unserem Taxi fotografiert!

Es geht einfach nicht weiter! Albert verliert die Geduld, will er doch rechtzeitig ankommen. Er nimmt sich ein Motorradtaxi, die zweifelsohne schnellste Fortbewegungalternative. Er möchte doch unbedingt pünktlich sein, da der Vortrag für seine spätere Laufbahn wichtig sein kann.

Ein bedeutendes Kollogium mit nahmhaften Referenten aus Kanada, Frankreich,, Senegal, Frechen😉 und dem Kongo findet über mehrere Tage in dem Gelände eines Klostergeländes in Kinshasa statt!

Einer der Referenten unser lieber Freund Dr. Albert Kikalu!
Dienstag, den 10. Juni
Wir fahren schon früh zum Flughafen, denn der Verkehr rund um den Brüsseler Flughafen birgt zeitliche Risiken. Alles geht gut beim CheckIn und wir holen noch ein kleines Frühstück nach!
Während wir auf den Flug warten, möchte ich euch einige Fotos zeigen, die wir in den letzten beiden Wochen aus Kikwit, der Provinzstadt im Kongo erhalten haben.
Nach einer anspannenden Wartezeit von 4 Monaten, ist unser im Dezember auf die Reise gegangener Container nun endlich in Kikwit angekommen. Umso erfreulicher ist, wie die Kongolesen in nur einem halben Tag, den Traktor samt Anhänger aus dem Container herausgeholt und zusammengebaut haben. Dies macht große Hoffnung darauf, dass unser Projekt weiterhin erfolgreich wird.










Unser Flugplan von heute, der wirklich ohne große Probeleme beim Flug aber auch mit dem Ein- und Auschecken alles Bestens.

Unser Airbus der uns wohlbehalten mit guter Verpflegung nach Kinshasa gebracht hat.
Am Abend kommen wir nach einer staugeplagten Fahrt in einer gebuchten Unterkunft an und werden von Verwandten Alberts nicht nur begrüßt., sondern auch mit einem leckeren Abendessen überrascht.


(v.r.) Blais, sein Vater Emil, Albert, Lina, ihr Mann Rossi und Frank
Montag, den 09.Juni
Puh, war das heute noch eine Packerei. 6 große Koffer mit bis zu 23kg. und jeweils ein Rucksack als Trollyersatz. Frank Groyen aus Königswinter, Kaplan Dr. Albert Kikalulu und Jürgen Vosen aus Königsdorf machen sich zu dritt auf die Reise. Es geht nach Maziamu in die Demokratischen Republik Kongo.
Es gibt 2 Gründe hierfür:
1. Das 10 jähriges Bestehen des Fördervereins: Maziamu e.V.
2. Die Ankunft eines Containers mit landwirtschaftlichen Geräten und vielem mehr!






Ein Traktor geht auf Reisen 🚜
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Fotodokumentation: Ein Traktor für Maziamu
